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AutorenbildJoshua Brett

Systembau: Zwischen notwendiger Effizienz und großen grauen Klötzen

Kluge Bausysteme sind die Zukunft des effizienten und ökologischen Bauens. Aber “System” muss nicht immer quadratische Boxen bedeuten. Das darf es auch nicht. Bauen muss mehr können, als ein Produkt von der Stange zu liefern. Hier zeigen wir warum, und wie.



Bausysteme: Die vielgestaltige Hoffnung

Serielles Bauen (und Sanieren), ist wohl das Modewort im (Holz-)Bau. Gerade jetzt wo der Absatz hinkt, versucht jeder an den Effizienzen zu schrauben. Doch was bedeutet seriell Bauen eigentlich? Was ist ein Bausystem? Oder ein Baukasten? Die Interpretationen davon gehen auseinander. 


Für den kleinen Holzbauer ist sein Bausystem eine Sammlung von Leitdetails und einige Standardaufbauten. Am Ende wird dort in der Halle aber gebaut, was es für den Erfolg des Projekts braucht. Für den groß angelegten Modulbauer ist das Bausystem ein Raummodul, was genauso zigtausend Male hergestellt werden kann - copy & paste quasi. Und dann gibt es auch noch die seltene Population derer, die glauben, sie planen einfach ein Gebäude und bauen das immer wieder. Das Haus von der Stange. Dazwischen liegt ein breites Spektrum und viel Zündstoff für Debatten darüber, was nachhaltig ist, wie man Effizienzen schafft und wie viel Individualität es nun wirklich braucht. 


Ein Geschäftsmodell ist aber in den letzten Jahren so oft gescheitert, dass man daraus zumindest ein paar Schlüsse ziehen kann: der Modulbau im großen Stil (IMTI, Modulous, Semodu, …). Der Wunsch ist klar: Ich fertige immer das gleiche Raummodul und stelle eine Economy of Scale her. Durch wenig bis gar keine Abweichung kann ich meine Produktion effizienter gestalten und spare Planungskosten.


In der Praxis ist es dann doch nicht so einfach, eine Produktion für mehrere tausend Module aus dem Boden zu stampfen. Ganz zu schweigen davon, das zu entwickeln, was man da eigentlich bauen will. Ein Modul, das alle Anforderungen bis in die GK4 erfüllt, gleichzeitig aber auch für das Zweifamilienhaus funktioniert? Keine Chance, dass das am Ende kosteneffizient ist. Ganz zu schweigen von der Suffizienz, die ein weiterer wichtiger Bestandteil von nachhaltigem Bauen sein muss.


Auf der anderen Seite steht auch die Nachfrage, die in der heutigen Baukultur entsteht. Wie oft kann man mit einem rasterisierten Modulbau auf eine Bauaufgabe sinnvoll reagieren? 


Unserer Erfahrung nach eigentlich nur, wenn der Projektentwickler früh entscheidet, genau so zu bauen. Oder wenn es um günstigen sozialen Wohnbau auf der großen Grünen Wiese geht. Die Realität in unserer Baukultur, geprägt durch Entwurfsarchitekten und das Vergabewesen der öffentlichen Hand, sieht aber anders aus.

In der Praxis sehen wir, dass die Anforderungen und Wünsche bei den Bauherren und Architekten entstehen, weit bevor man sich auf eine konkrete Lösung festlegt. Dann nachträglich einen Modulbau in das Korsett zu zwängen, entfaltet nicht die Potentiale des Modulbaus.


Ein Haus ist kein Auto

Man hört ja immer wieder die Vergleiche zur Automobilbranche auf den einschlägigen technischen Foren im Holzbau. Dort habe man die “Mass-Customization”, also Individualisierung bei gleichzeitiger Massenproduktion, ja geschafft. 


Jemand, den ich aufgrund von Vergesslichkeit leider nicht zitieren kann, hat einmal ganz treffend gesagt: “Natürlich können Sie Ihren Golf in schwarz, rot und blau haben. Sie können die Sitze in Leder oder Stoff bespannen und die Karosserie mit Sportanbauteilen oder ohne ausstatten. Aber wenn Sie Ihren Golf mit 10 cm mehr Radstand wollen, schaut man Sie mit großen Augen an”. 


Und genau das muss Bauen ja leisten. Keine Baulücke ist gleich, die Anforderungen an Schnee- und Wind überall in Deutschland unterschiedlich und scheinbar brennt es auch in Hessen anders als in Brandenburg. 


Nimmt man mal die klassische Mischnutzung. Im EG Gewerbeflächen und darüber Wohnungen. Zunächst läuft alles nach Plan. Ein Modegeschäft soll in die Ladenflächen einziehen. Das System passt, alle glücklich. Mitten im Prozess springt der Mieter aber ab, und es soll, über kurz oder lang, ein Burger-Restaurant einziehen. Großküche, Lüftungsanlage, Durchbrüche, alles drum und dran. Was nun tun mit der schwereren Lüftungsanlage auf dem Dach und dem Durchbruch in der tragenden Innenwand, wenn das rigide Bausystem das nicht kann?


Die Bauaufgaben sind so komplex, weil so viele Beteiligte mitspielen. Der Entwickler hat Interessen, der Mieter oder Nutzer aber auch. Die Stadt oder Gemeinde kann mitreden, der Brandschützer will gehört werden. 


Wir als Branche schaffen unsere belebte und bewohnte Umwelt. Etwas sehr bedeutungsvolles und nicht zuletzt für alle Beteiligten sehr kapitalintensives. Die Anforderungen für diese großen Investitionen wie unsere Häuser und Büros sind zu vielfältig. Die technischen Randbedingungen vom Bebauungsplan bis zur Windlast sind nicht standardisierbar. 


Modularisierte Bausysteme, automatisiert geplant, mit Menschen gestaltet

Aber es ist eine Lösung in Sicht, an die wir glauben. Auch diese hat ein “System” im Namen, aber auf einer anderen Flughöhe. Hier will ich diese Lösung nur anreisen, um dann im Detail in weiteren Blog-Posts auf die Bestandteile eingehen zu können. 


Unsere Lösung für effizientes und nachhaltiges Bauen steht auf drei Pfeilern.


Standardisierung auf modularer Ebene.

Bauen muss wiederkehrende Elemente enthalten. Denn am Ende ist ein Haus doch irgendwie “nur” ein Haus. Es hat Wände, die stehen auf Decken, und so weiter. Darin gibt es also Bestandteile, die wiederverwendbar sind. Diese gilt es zu erkennen, aber in einem Spektrum, das auf verschiedene Anforderungen reagieren kann und das Gebäude als Ganzes in Betracht zieht. 


Automatisierung der Planung

Ein kleinteiliges modulares System benötigt intelligente Planungsmethoden, die teilautomatisiert ablaufen müssen. So finden wir aus dem Baukasten die richtigen Bestandteile an der richtigen Stelle und wissen auch, dass sie wirklich passen. 

Da wir unsere Anwendung der Planung automatisieren, haben wir mehr Zeit uns auf ein starkes System zu fokussieren und es für den individuellen Projekterfolg anzuwenden.


Wiederholende Prozesse

Wir setzen auf langfristige, wiederkehrende Partnerschaften. Denn nur ein eingespieltes Team, kann effizient bauen. Gleichzeitig wissen, wir wie wichtig die Menschen in unseren Prozessen sind, denn sie erlauben es, flexibel zu reagieren, wenn die Aufgabe es braucht. 


Dieser Dreiklang ermöglicht es uns, bottom-up auf enorme Effizienz hinzuarbeiten und dabei reale Projekte mit komplexen Anforderungen lösen zu können. Wir glauben fest daran, dass der Bau diese kontinuierliche Entwicklung braucht. Nur so sieht man die Komplexität dessen, was ein Bauprojekt mit sich bringt und kann schnell darauf reagieren. 


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