Erfolgsfaktoren für den modernen Holzbau: Was ist im Planungsprozess im Vergleich zum Massivbau grundlegend zu beachten?
Die Planung eines Holzbauprojekts unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Bauweisen. Die Effizienz und Wirtschaftlichkeit eines solchen Projekts stehen und fallen mit der richtigen Herangehensweise – und das bereits in den frühen Planungsphasen. Im Vergleich zur konventionellen Massivbauweise braucht es teils stark angepasste Planungsprozesse und verschobene Verantwortlichkeiten, um die Potenziale des Holzbaus optimal zu nutzen.
1. Frühe Festlegung von Zielen und Integration der Holzbaukompetenz
Anders als im konventionellen Bau, wo Entscheidungen häufig in späteren Phasen getroffen werden, verlangt der Holzbau eine sehr frühe Definition aller Anforderungen und Ziele. Vom Tragwerk über den Brandschutz bis zur Energiekonzeption – alle wesentlichen Parameter sollten bereits in der Vorentwurfsphase geklärt werden. Dies gilt insbesondere für die Vorfertigung und die Logistik, die Einfluss auf die Gestaltung und Materialwahl haben. Nur so lassen sich spätere Verzögerungen und unnötige Anpass ungen vermeiden.
Das steht im starken Kontrast zu den Aufwands- und Kostenverteilung in einem klassischen Planungsprozess und muss allen Planungsbeteiligten und Bauherren klar sein. Wer die Vorteile der Vorfertigung hebeln will, muss bereit sein, in frühen Phasen mehr zu investieren.
Ein zentraler Erfolgsfaktor ist die frühzeitige Integration eines Holzbauspezialisten. Diese Kompetenz kann entweder durch einen erfahrenen Holzbauingenieur oder einen Holzbauunternehmer eingebracht werden. Die zusätzliche Expertise ermöglicht es dem gesamten Team, die spezifischen Anforderungen des Holzbaus zu berücksichtigen und praxisnahe, wirtschaftliche Lösungen zu entwickeln.
Zentral ist hierbei, dass diese Kompetenz bereits in die Entwicklung des Entwurfs eingebunden ist, nicht erst in die Ausführung dessen.
2. Verschiebung von Verantwortlichkeiten in den Leistungsphasen
Im Holzbauprojekt bedeutet ein effizienter Planungsprozess eine Verschiebung traditioneller Leistungsbilder. Während bei konventionellen Bauprojekten die detaillierte Ausführungsplanung oft erst in der fünften Leistungsphase erfolgt, erfordert der Holzbau eine vertiefte Planung schon bis zum Abschluss der Entwurfsphase. In dieser Phase sind Entscheidungen zur Ausführung, Materialwahl und Vorfertigung bereits präzise zu treffen, da spätere Änderungen kostenintensiv und mit Risiken verbunden sind.
Eine solche Verschiebung der Planungsverantwortlichkeiten stellt hohe Anforderungen an die Kommunikation im Planungsteam. Der Architekt koordiniert als zentrale Rolle den gesamten Ablauf und sorgt dafür, dass die Ergebnisse der Fachplaner, etwa im Bereich Tragwerk, Bauphysik und Brandschutz, ineinandergreifen. Dies bedeutet, dass Architekten und Ingenieure in einer intensiveren Zusammenarbeit frühzeitig detaillierte Konzepte entwickeln müssen.
Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung von Anschlussdetails durch die Tragwerkspanung. Während im konventionellen Prozess erst in LP 5 die Bauteilanschlüsse detailliert werden, erfordert eine sichere und kohärente Holzbauplanung eine Berücksichtigung der Details bereits in LP3 - nicht zuletzt weil Bauteildimensionen und Anschlussdetails direkt miteinander zusammenhängen.
Eine getrennte Vergabe von LP3, LP4 und LP5 bei der Tragwerksplanung im Holzbau führt deswegen immer wieder zu teuren Änderungen und ist nur schwer umsetzbar.
3. Optimierung durch klare Zuständigkeiten und abgestimmte Schnittstellen
Ein weiteres Kernstück des erfolgreichen Holzbaus ist die klare Definition von Schnittstellen und Verantwortlichkeiten zwischen den einzelnen Akteuren. Durch die frühzeitige Abstimmung der Baukonstruktion, Haustechnik und aller statischen und bauphysikalischen Anforderungen lassen sich Verzögerungen und Missverständnisse im Bauablauf minimieren. Das leanWOOD Forschungsprojekte hat eine Matrix zur Koordination der Aufgaben und Verantwortlichkeiten bereitgestellt. Diese Matrix bildet sämtliche Schritte im Planungsprozess ab und legt fest, wer in jeder Phase für welche Leistungen verantwortlich ist.
Die Planungstiefe muss auf jeder Ebene des Projekts angemessen sein. Klare Absprachen zu Planabläufen und Änderungsmanagement erleichtern die Zusammenarbeit. So kann jeder Beteiligte seine Arbeit genau auf die Anforderungen des Gesamtprojekts abstimmen und das Risiko späterer Anpassungen oder Redesigns minimieren.
Fazit: Erfolgreich planen heißt, frühzeitig zusammenarbeiten
Ein erfolgreicher Holzbau ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines strukturierten und vorausschauenden Planungsprozesses. Die Planung im Holzbau erfordert eine durchdachte Koordination und eine fundierte Kenntnis der spezifischen Anforderungen dieser Bauweise.
Architekten und institutionelle Bauherren, die diese Aspekte berücksichtigen, können Holzbauprojekte effizient umsetzen und von den Vorteilen der Vorfertigung, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit profitieren. Für die ersten Gehversuche mit der Holzbauweise ist eine frühe und umfassende Beratung durch einen Holzbauingenieur oder Holzbauunternehmen unabdingbar.
Planungsprozess Holzbau - wie es weitergeht
In weiteren Artikeln zum Planungsprozess für den Holzbau werden wir uns genauer mit folgenden Themen beschäftigen:
Leistungsbilder der Planungsbeteiligten
Vergabemodelle und Wettbewerbe im Holzbau
Schnittstellen zwischen Planungsbeteiligten